Wie ungewöhnlich die Kombination aus hoher elektrischer und extrem niedriger thermischer Leitfähigkeit ist, zeigt ein Vergleich mit rund 4.000 anderen Materialien aller Art, darunter Keramiken, Kohlenstoffe, natürliche Materialien, synthetische Polymere, Metalle, Gläser und verschiedene Verbundstoffe. Elektronentransport und thermische Energieisolierung sind bei dem neuen elektrogesponnenen Faserverbundwerkstoff stärker gekoppelt als bei den anderen Materialien.
"Unsere elektrogesponnenen Vliese vereinen hochattraktive multifunktionale Eigenschaften, die normalerweise auf verschiedene Materialklassen verteilt sind: hohe elektrische Leitfähigkeit, thermische Isolierung, wie man sie von Polymerschäumen kennt, sowie Nichtentflammbarkeit und Hitzebeständigkeit, wie sie für Keramiken charakteristisch sind. Die Fasern basieren auf einem einfachen Materialkonzept und wurden aus handelsüblichen Polymeren hergestellt," sagt Erstautor Dr. Xiaojian Liao, Postdoktorand für Makromolekulare Chemie an der Universität Bayreuth. "Wir sind überzeugt, dass sich unsere neuen Fasern für mehrere Anwendungsbereiche eignen: zum Beispiel in den Bereichen Energiemanagement, batteriebetriebene Elektromobilität, intelligente Textilien oder Luft- und Raumfahrt," sagt Prof. Dr. Seema Agarwal, Professorin für Makromolekulare Chemie an der Universität Bayreuth und eine der korrespondierenden Autor*innen der neuen Studie. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bayreuther Forschungsteam, mit Expertise in den Bereichen keramische Werkstoffe, Polymere, Elektrospinnen, Physikalische Chemie und Elektronenmikroskopie, hat diesen großen Forschungserfolg ermöglicht.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit auf dem Bayreuther Campus
Bei der Entwicklung des neuen Materials und den erforderlichen Vorstudien haben Bayreuther Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Forschungszentren zusammengearbeitet. Beteiligt waren das Bayerische Polymerinstitut (BPI), das Bayreuther Zentrum für Kolloide und Grenzflächen (BZKG), das Bayerische Geoinstitut (BGI) und das Bayerische Zentrum für Batterietechnik (BayBatt).
Forschungsförderung:
Die Forschungsarbeiten wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojekts des Lehrstuhls Keramische Werkstoffe und des Lehrstuhls Makromolekulare Chemie II gefördert. Die DFG finanzierte zudem ein Transmissionselektronenmikroskop im Bayerischen Geoinstitut (BGI), das bei den Forschungsarbeiten zum Einsatz kam.
Veröffentlichung:
Xiaojian Liao, Jakob Denk, Thomas Tran, Nobuyoshi Miyajima, Lothar Benker, Sabine Rosenfeldt, Stefan Schafföner, Markus Retsch, Andreas Greiner, Günter Motz, Seema Agarwal: Extremely low thermal conductivity and high electrical conductivity of sustainable carbonceramic electrospun nonwoven materials. Science Advances (2023), Vol 9, Issue 13, DOI: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.ade6066